Im Laufe der Geschichte hat es immer schon Wanderungsbewegungen gegeben. Häufig waren Glaubensgründe der Anlass hierfür, oft aber auch der reine Überlebenskampf. Denken wir nur an die Donauschwaben oder die Auswanderer aus den armen Regionen Deutschlands, die sich hoffnungsvoll auf den Weg nach Amerika gemacht haben. Oder an die Vertriebenen nach dem 2. Weltkrieg. Oft wußten sich die Familienväter nicht mehr anders zu helfen, als Hab und Gut in Deutschland zu verkaufen, um damit die Überfahrt für ihre oft kinderreichen Familien ins Donaudelta, nach Russland oder Amerika zu finanzieren.
Heute werden solche Menschen oft abfällig als „Wirtschaftsflüchtlinge“ bezeichnet. Diese Bezeichnung wirkt häufig zynisch, insbesondere dann, wenn sie von Personengruppen oder Parteien verwendet werden, die den Begriff „christlich“ für sich in Anspruch nehmen.
Die erfolgreiche Integration von Einwanderern und Zuwanderern ist ein wichtiges innenpolitisches Ziel, auch wegen der demografischen Entwicklung in Deutschland und dem steigenden Bedarf an gut ausgebildeten Arbeitskräften. Vom Erfolg der Integration hängen gesellschaftlicher Frieden und soziale Gerechtigkeit ab. Dies ist ist ein langer und schwieriger Weg. Wer aus einem Land in ein anderes wechselt, kommt in eine fremde Welt, in der er sich völlig neu orientieren muss.
Sehr viele deutsche und ausländische Migrantinnen und Migranten sind heute im organisierten Kleingartenwesen aktiv. Sie entdecken den Kleingarten zunehmend als einen Ort, der beim Einleben in das neue Lebensumfeld behilflich ist. Neu-Kleingärtner mit Migrationshintergrund bereichern das Kleingartenwesen durch altersstrukturelle Verjüngung und durch andere Lebenseinstellungen. Sie geben gartenbauliche Impulse durch neue Anbaumethoden und Pflanzenkulturen.
Integration in eine Kleingärtnergemeinschaft bedeutet nicht Assimilation. Kulturelle Eigenarten haben im Kleingartenwesen so lange Platz, wie sie nicht in Konflikt mit demokratischen Prinzipien geraten: Gemeint sind die Grundlagen des Rechtsstaats sowie demokratisch beschlossene Verhaltensregeln, Rechte und Pflichten der Mitglieder eines Vereins. Respekt und Toleranz gegenüber Verhaltensweisen und Eigenarten Anderer, ob kulturellen, religiösen oder ethnischen Ursprungs, sind Grundpfeiler einer demokratischen offenen Gesellschaft. Für den Integrationserfolg entscheidend ist die Beherrschung der deutschen Sprache. Dazu ist der Kontakt zu Menschen, zu Einheimischen notwendig. Kleingärtnervereine bieten dazu eine ideale Plattform.
Es ist wichtig, Migrantinnen und Migranten zu signalisieren, dass ihre Mitarbeit und Mitsprache erwünscht und erforderlich ist. Durch Engagement und soziale Integration kann aus einem Nebeneinander ein echtes Miteinander werden. Entgegen vielen Erwartungen spielen Vorurteile gegenüber Migranten eine geringe Rolle in Kleingärtnervereinen. Missverständnisse oder Probleme sind eher zwischenmenschlicher Natur. Kleingärtnervereine sind dialogerprobt. Sie vereinen schon immer Menschen unterschiedlichster sozialer Herkunft und haben viel Erfahrung im gesellschaftlichen Miteinander und in der Konsensfindung. Die Kleingärtnervereine leisten dabei aktive Sozialarbeit.
(teilweise aus dem Leitfaden „Miteinander Leben, Integration im Kleingarten“, Herausgeber Bundesverband Deutscher Gartenfreunde BDG, Platanenalle 37, 14050 Berlin, www.kleingarten-bund.de)