Der Begriff „Klimawandel“ ist in aller Munde und es besteht Einigkeit darüber, dass etwas dagegen getan werden muss. Und das ist sicher richtig.
Aber wir brauchen ganz sicher auch Konzepte, wie wir unseren Garten bei veränderten klimatischen Rahmenbedingungen sinnvoll und das heißt „nachhaltig“ bewirtschaften.
Jeder kennt die negativen Folgen des Klimawandels und diese werden uns ja auch in eindrücklichen Bildern vor Augen geführt: Extremwetterereignisse wie Hagel- und Sturmschäden, Starkregen und Dürre sowie Spätfröste.
Zum Klimawandel gehört für unsere Gärten und unser Gemüse aber auch: höhere Erträge durch verlängerte Wachstumsperioden im Frühjahr und Herbst, durch mildere Winter und nicht zuletzt durch höhere Kohlendioxid-Konzentrationen in der Atmosphäre. Und darauf müssen wir reagieren. Das Gärtnern in Zeiten des Klimawandels bedeutet, besonders sorgsam mit Humus und Kompost umzugehen, denn durch höhere (Boden-)Temperaturen erzielen wir nicht nur höhere Erträge, sondern es wird auch mehr Humus abgebaut. Dieser muss durch erhöhte Kompostgaben oder gezielte Zwischenbegrünung ersetzt oder besser noch erhöht werden, damit unsere Böden auch weiterhin fruchtbar bleiben und einen guten Nährstoff- und Wasserhaushalt aufweisen und gleichzeitig Kohlendioxid speichern.
Dem Wasser kommt im Klimawandel eine ganz zentrale Bedeutung zu. „Richtig gießen“ bedeutet nicht so oft, dafür aber durchaus etwas reichlicher (ca. 20 Liter/qm pro Gabe), damit das Wasser auch wirklich in den Boden eindringt und nicht in den obersten Zentimetern verbleibt. Eine zielgenaue Bewässerung mit Tropfschläuchen erhöht ebenfalls die Wassereffizienz und organischer Mulch (z.B. angetrockneter Grünschnitt) minimiert unproduktive Wasserverluste über die Bodenoberfläche.
Auch die Pflanzenauswahl sollte angepasst werden. Das Gemüse gehört überwiegend zu den „Gewinnern des Klimawandels“, lediglich der Rhabarber braucht jetzt etwas mehr Schatten und auch reichlicher Wasser. Selbst der Winter hat nicht nur für Feldsalat, Lauch und Rosenkohl seinen Schrecken verloren. Sondern auch Endivie und Mangold kann mit entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen – wie in Italien – im Winter kulturviert werden. Bei den Zierpflanzen stehen zwar Arten wie Hortensie und Rhododendron eher auf der „Verliererseite“ oder brauchen verstärkt „Zuwendung“, aber es gibt auch Arten wie Zierlauch, Schwertlilie, Flieder oder Felsenbirne, die vom Klimawandel erst einmal profitieren. Und so sind wir mit unserem gärtnerischen Können gefordert, die richtige, d.h. klima- und standortangepasste Pflanzenauswahl zu treffen und mit einer nachhaltigen Kulturführung zu kombinieren.
Der Klimawandel mit seinen Auswirkungen auf den Garten ist sicher eine Herausforderung, der wir uns gerne stellen wollen und in diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein schönes und erfolgreiches Gartenjahr.
Ihr
Dr. Michael Ernst
Leiter der Staatsschule für Gartenbau
Stuttgart – Hohenheim